Laudatio Waldemar Wimmer 2014

Der Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege Niederbayern ehrt mit der Verleihung der Johann-Evangelist-Fürst Medaille zum einen herausragende Persönlichkeiten und möchte zum anderen das Le­benswerk des großen niederbayerischen Förderers der Landwirtschaft, Gartenkultur, der Landesverschönerung und des Obstanbaues würdigen und dazu beitragen, sein Andenken zu bewahren.

Wie Sie vermutlich wissen, wirkte der Zollamtsvorsteher von Straubing in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zuerst als Autor eines bäuerlichen Aufklärungsromans, später –-als er sich dann selbständig machte–als Herausgeber der „Bauern-Zeitung“, der „Allgemeinen Deut­schen Gartenzeitung“ und des „Obstbaumfreundes“.

Schließlich gründete er die „Praktische Gartenbaugesellschaft zu Frau­endorf“, in der Nähe von Vilshofen, welche später über 5.000 Mitglieder aus verschiedensten sozi­alen Schichten und Ländern aufwies. Des Weiteren errichtete er in Frauen­dorf bei Vilshofen eine gigantische Musterökonomie, die zum größten Wirtschaftsfaktor Ostbayerns heranwuchs. Der Betrieb entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Zentrum der Obst- und Gartenkultur in ganz Deutschland. So bot man beispielsweise im Jahre 1841 über 3000 verschiedene Obstsorten an, darunter über 1400 verschiedene Apfelsorten!

Johann Fürst ist uns in seinem Schaffen ein großes Vorbild, welches wir in Erinnerung halten wollen! Deshalb verleiht der Be­zirksverband Niederbayern seit 2009 an Persönlichkeiten, die in seinem Sinne außerge­wöhnlich begeisternd, zielstrebig und idealistisch tätig waren, alljährlich die Jo­hann-Evangelist-Fürst Medaille.

M. D. u. H.,

wer den zu Ehrenden kennen lernen durfte, weiß, dass der fürst`sche Geist bei ihm stets wehte – sei es als engagierter Obstliebhaber, Obstproduzent, Fachbuch-Autor oder als begeisterter Imker.

Lieber Waldemar, die Wurzeln deiner großen Leidenschaften – dem Obstanbau und der Imkerei – liegen in deiner Kindheit, wo bereits dein Vater ein aktiver Obstanbauer, Sortenkenner, Gartenfreund und Imker mit über 100 Völkern war. Er hat das Interesse in dir geweckt, dich an die Materie herangeführt und das nötige Handwerkszeug dafür vermittelt. Auslöser für deine Begeisterung aber waren neue Sorten, wie Alkmene, Melrose und Teser, die du in den 80-er Jahren kennen- und schätzen gelernt hast. Daraus erwuchs eine Leidenschaft, die letztlich dazu führte, dass auf deinem etwa 5 Tagwerk großen Obstgarten mittlerweile 325 Apfelsorten sowie 60 Birnen –und Quittensorten stehen. Es ist das Interesse an der Eignung der Obstsorten – seien es alte oder neue – welches dich antrieb, einen derart großen Obstbestand anzubauen. Von den vielfältigen Erfahrungen daraus konnten die zahllosen Interessenten, die du schon beraten hast, profitieren.

Dein großes Wissen und deinen Erfahrungsschatz hast du u.a. beim OGV Pfarrkirchen eingebracht, wo du von 1994 bis 2013 – also 19 Jahre – 2. Vorsitzender warst. Seit 2001 hast du außerdem das Amt des Beirats im Kreisverband inne. In pomologischer Hinsicht dürfte ein Höhepunkt deines Schaffens die Gründung des Arbeitskreises Pomologie im Kreisverband Rottal-Inn im Jahre 2005 sein. Seit dieser Zeit –

also 9 Jahre lang – leitest du ihn zusammen mit Franz Reitberger in vorbildlicher Art und Weise.

Die alle 2 Jahre stattfindende Obstausstellung des Arbeitskreises Pomologie in Pfarrkirchen ist qualitativ und quantitativ (300 Sorten) von höchstem Niveau. So ist es nicht verwunderlich, dass die Obstschau (kombiniert mit Infostand, Vorführungen, Verkaufsständen und Kinderprogramm) überregionales Interesse nach sich zieht. Viele der ausgestellten Sorten stammen aus deinem pomologisch höchst interessanten Garten.

Die Aktivitäten des AK Pomologie gehen aber weit über besagte Obstausstellung hinaus:
So ward ihr 2005 in der Bundesgartenschau München, 2007 in der Bio-Messe in Pfarrkirchen und 2009 beim Frühlingsfest der Firma Haas mit einem Informationsstand präsent. Für mich persönlich sehr beeindruckend war auch euer Beitrag zur oberösterreichischen Landesobstausstellung in Braunau im Jahre 2012.

Zur Erntezeit bist du nicht nur mit Ernte und Vermarktung deines Obstes beschäftigt, sondern auch Ansprechpartner für die Obstpressanlage des OGV Pfarrkirchen. Gerade in dieser Zeit fallen zudem Sortenbestimmungen an, wo du dir einen bedeutsamen Namen als Sortenkenner erworben hast. Daher ist der Herbst für dich alljährlich eine große zeitliche Herausforderung.

Lieber Waldemar, ich kenne dich als Mitglied des Arbeitskreises Pomologie im Bezirksverband – dessen Leitung ich innehabe – bereits seit 2001. Du bist eines der zuverlässigen und aktiven Mitglieder des Arbeitskreises! So konnte ich bei der Beschickung großer Sortenausstellungen, wie den verschiedenen bayerischen Landesausstellungen, stets auf dich zählen.

Neben all diesen Tätigkeiten engagierst du dich seit 2007 auch als Autor. Damals wurde die erste Obstbroschüre des Landkreises Rottal-Inn aufgelegt. Für den fachlichen Inhalt dieses beeindruckenden Werkes warst du überwiegend zuständig. Der Informationswert dieser Broschüre ist sehr hoch, werden doch die Früchte bestens beschrieben und auch abgebildet.

Höhepunkt deines literarischen Schaffens war aber die Veröffentlichung deines Buches „Sortenbestimmung alter und neuer Apfelsorten“ im Jahre 2013. Wie auch Fürst agierst du als Autor und zugleich als Herausgeber. Mit diesem Werk wurde den pomologisch Interessierten eine wertvolle Bestimmungshilfe zur Hand gegeben, welche die oftmals schwierige Sortenbestimmung erleichtert. Damit hast du dir – sicherlich mit sehr großem zeitlichen Einsatz und finanziellem Wagnis – ein einzigartiges Denkmal gesetzt, welches durchaus überregionale Auswirkungen hat.

Lieber Waldemar, viele deiner Tätigkeiten und Leidenschaften sind – wenn auch in kleinerem Rahmen– mit den von J. E. Fürst vergleichbar. Du bist begeisterter Obstanbauer, testest und vergleichst alte und neue Obstsorten auf ihre Eignung in der Region, bist passionierter Imker und gibst deine Erfahrungen gerne weiter. Dein Handeln ist in erster Linie von großem ehrenamtlichem Engagement und Enthusiasmus getragen. Dass dies alles möglich ist, bedarf es auch einer Frau an deiner Seite, die diese vielfältigen Aktivitäten mitträgt. Deine verstorbene Frau und deine jetzige Lebensgefährtin Angelika haben dir stets die nötige Unterstützung gegeben und dir den Rücken für dein Engagement freigehalten.

Der Bezirksverband freut sich, in dir einen würdigen Preisträger der Johann-Evangelist-Fürst-Medaille 2014 gefunden zu haben. Für dein großes Engagement gebührt dir Dank und Anerkennung. Du hast diese seltene Auszeichnung in hohem Maße verdient.

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